Wadersloher Weihnachtsbote Dezember 2022

Wadersloher Weihnachtsbote Dezember 2022

Die Energiewende gemeinsam voranbringen: Die Wadersloher Energiegenossenschaft UEW eG

Kaum ein anderes Thema hat uns in diesem Jahr so beschäftigt wie Energie. Die Energiewende ist vor dem Hintergrund der Klimakrise eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Gleichzeitig führen uns die weltweiten Turbulenzen die große Abhängigkeit und die damit verbundene Unsicherheit der Energieversorgung durch fossile Energieträger vor Augen. Wichtig ist jetzt, die große Herausforderung für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung gemeinsam anzugehen. In den Wadersloher Ortsteilen engagiert sich die Klima- und Energiegenossenschaft „Umweltfreundliche Energien Wadersloh eG“ (UEW eG) bereits seit 2010 für eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien. Damit ist sie eine wichtige Gemeinschaft für die lokale Energiewende in Wadersloh und den Erhalt unserer Region für kommende Generationen.

In der Energiegenossenschaft tragen über 100 Wadersloher Bürgerinnen und Bürger nachhaltig zur Energiewende und zum Klimaschutz bei. Die wichtigsten Aspekte für das gemeinsame Handeln sind:

  • Klimaschutz durch Umstieg auf erneuerbare Energien
  • Dezentralisierung und Demokratisierung der Energiewirtschaft
  • Eine starke lokale Verankerung mit regionaler Wertschöpfung
  • Bürgerenergie als Unterstützung für eine sichere Energieversorgung
  • Nachhaltige und verantwortungsvolle Geldanlage
  • Stärkung der Erzeuger – Verbrauchergemeinschaft

„Seit ihrer Gründung vor 12 Jahren konnte unsere Genossenschaft durch ihre Arbeit auch stark zur CO2-Reduzierung beitragen. Trotzdem ist das Ziel einer nachhaltigen Energiewende bei Weitem noch nicht erreicht. Wir hoffen, dass wir weitere Menschen in unserer Region für die Arbeit der UEW begeistern können“, sagen Ludger Rembeck und Torsten Winkelnkemper vom Vorstand der Energiegenossenschaft. Die Arbeit der UEW wird in Diestedde, Liesborn und Wadersloh an vielen Stellen sichtbar. Darüber hinaus wirbt die Energiegenossenschaft für das aktive Mitgestalten ihrer nachhaltigen Arbeit und ermutigt dazu, sich mit dem Thema erneuerbarer Energie auseinanderzusetzen.

Energiesparen leicht gemacht: „Die Energiewende muss (auch) von unten kommen“

„Betrachtet man die frühere zentralisierte Energieversorgung durch wenige große Versorger und Netzbetreiber und sieht man die Chancen einer fast überall möglichen Erzeugung erneuerbaren Stroms, dann wird klar: Die Energiewende muss (auch) von unten kommen. Es ist nicht nur eine gesamt-gesellschaftliche Herausforderung – jeder Bürger ist auch gefragt, nach seinen Möglichkeiten zur Energiewende beizutragen. Das bietet auch die Möglichkeit zur Teilhabe und Gestaltung, der sichtbare Beitrag macht Freude und lohnt sich darüber hinaus finanziell“, zeit sich der Aufsichtsratsvorsitzende Karl-Heinz Weber davon überzeugt, dass jeder einen Teil dazu beitragen kann, Energie als wertvolle Ressource zu sehen, die es möglichst nachhaltig zu produzieren gilt.

Das Zusammenspiel der UEW als Genossenschaft und der Gemeindeverwaltung Wadersloh erlaube es, dass die Bürgerinnen und Bürger aktiv beteiligt werden können. „Das bürgerliche Engagement im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit ist generell positiv hervorzuheben hier in Wadersloh. Der Gemeinde gelingt es, die Bürgerinnen und Bürger mit diesen Themen zu erreichen. Durch die Zusammenarbeit mit der UEW gibt es Multiplikatoren für das wichtige Thema E-Mobilität“, ergänzt Grothues. „Ziel der Kommunen muss es sein, schnell eine öffentliche Ladeinfrastruktur zu schaffen, damit man der steigenden Zahl an E-Fahrzeugen gerecht werden kann. Unser Ziel ist, Lösungen dafür aufzuzeigen.“

Wie können Privathaushalte zur Energiewende beitragen? Durch Energiesparmaßnahmen. Ein guter Start wäre es, sich einen Überblick zu verschaffen, welche Geräte oder Tätigkeiten wie viel Energie verbrauchen. Dank einer Initiative vom Wadersloher Netzwerk für Klimaschutz und Nachhaltigkeit (NKN AG Energie) kann man im Rathaus Wadersloh Strommessgeräte ausleihen und auch Energiechecks für Strom, Wärme und Wasser finden. Aus einem guten Überblick über die Verbraucher im Haushalt ergeben sich schnell die Handlungsmöglichkeiten zum Senken des Energieverbrauchs. Oft stehen „nur“ alte Gewohnheiten einem nachhaltigeren Umgang mit Energie im Weg, manchmal müssen aber auch besonders energiehungrige Geräte durch sparsame Alternativen ersetzt werden. Sehr hilfreich kann da auch eine Beratung oder eine gemeinsame Begehung mit externen Experten sein. Angebote zur Energieberatung gibt es beim Kreis Warendorf sowie der Verbraucherzentrale NRW.

Die doppelte Freude bei Sonnenschein: Photovoltaik zur Deckung des eigenen Stromverbrauchs

Der zweite Schritt ist die eigene Energieversorgung: Wer ein eigenes Dach in gutem Zustand hat oder ein neues Dach errichtet, der sollte sofort an eine Photovoltaik-Anlage denken. Photovoltaik-Betreiber erfreuen sich doppelt bei Sonnenschein – erst recht, wenn an sonnigen Tagen nicht nur der eigene Strombedarf von der eigenen Produktion abgedeckt ist, sondern noch ein Strom-Überschuss erzeugt und gegen EEG-Vergütung ins Netz eingespeist wird.

Durch einen zusätzlichen Batteriespeicher kann ein Energie-Überschuss vom Tag auch gespeichert und in lichtschwächere Tageszeiten oder die Nacht verschoben werden. Dadurch lässt sich der Grad der Eigenversorgung oft nahezu verdoppeln. Eine große Hilfe bei den ersten Planungsschritten bietet der Energieatlas NRW: Dort findet man ein Solarkataster, mit dem sich anhand der Adresse auf einer Karte sehr einfach prüfen lässt, welche Dachflächen geeignet sind und wie hoch der Ertrag einer Photovoltaik-Anlage auf diesen Flächen ist. Danach können eine Eigenverbrauchsanalyse erstellt und sogar Angebote angefragt werden.

Lieferengpässe erschweren die Energiewende: Kein Grund für einen Aufschub!

Die praktische Umsetzung der eigenen Stromerzeugung auf dem Dach wird dadurch erschwert, dass einerseits die Verfügbarkeit von Teilen (wie Wechselrichter und Batteriespeicher) durch Lieferprobleme aus China eingeschränkt ist und es so zu längeren Wartezeiten kommt. Andererseits begegnet die steigende Nachfrage einem hohen Fachkräftemangel und ausgelasteten Handwerksbetrieben. Dadurch sind die Preise für Photovoltaik-Anlage 2022 angestiegen und es lohnt sich, mehrere Vergleichsangebote einzuholen. Das wird sich auch im nächsten Jahr voraussichtlich nicht ändern, sollte aber kein Grund für einen Aufschub sein. Denn Inflation und Energieknappheit auf den (internationalen) Märkten sorgen für noch stärker steigende Strompreise beim öffentlichen Stromversorger. Dadurch führt jede Kilowattstunde Strom, die nicht teuer eingekauft, sondern günstig selbst erzeugt wurde, zu einer Kostenersparnis.

Zusätzlich wirkt sich positiv aus, dass gerade im Juli 2022 auf Bundesebene das EEG wieder auf die Förderung vom Ausbau ausgerichtet wurde. Das schlägt sich unter anderem in deutlich höheren Einspeisevergütungen für Photovoltaik-Anlagen nieder: 8,2 Cent/kWh für die Überschuss-Einspeisung von kleinen Eigenverbrauchs-Anlagen und sogar 13,0 Cent/kWh für Volleinspeise-Anlagen ohne Eigenverbrauch bis 10 kWp Gesamtleistung. Damit sind beide Varianten wieder wirtschaftlich – und dürfen neuerdings auch gleichzeitig nebeneinander auf dem gleichen Dach errichtet werden. Diese auf 20 Jahre garantiere Einspeisevergütung gilt für alle Anlagen, die bis Ende 2023 in Betrieb genommen werden.

Es lohnt sich deshalb, vorhandene Dachflächen jetzt zu bebauen und maximal zu nutzen. Das ergibt auch im Hinblick auf die Mobilitätswende und die Wärmewende Sinn: Bei diesen ungleich größeren Bausteinen der Energiewende werden Elektro-Mobilität und Wärmepumpen eine herausragende Rolle spielen. Deren nachhaltiger Betrieb setzt aber den Einsatz von regenerativ erzeugtem Strom voraus. Und deren Mehrverbrauch sollte bei der Planung einer eigenen PV-Anlage schon bedacht werden.

Eine vollständige Unabhängigkeit von der öffentlichen Stromversorgung ist im privaten Bereich aber praktisch kaum möglich und als Ziel auch nicht sinnvoll, weil es mit einem extremen Ressourcenverbrauch verbunden wäre. In der dunklen Jahreszeit liefern Photovoltaikanlagen nur wenig Strom, da werden für die Energiewende, die gerade im Winter besonders leistungsstarken Windräder benötigt. Deren Effizienz steigt mit der Windgeschwindigkeit in größeren Höhen. Daher sind große Windkraft-Anlagen sinnvoll, deren Energie wie die von Grundlastanlagen (z.B. über Biomasse /Biogas) über das öffentliche Netz verteilt werden muss.

Gemeinsam für die Energiewende stark machen: Die UEW macht’s möglich!

Wer sich über das eigene Dach hinaus für die Energiewende stark machen will, der kann das über eine Mitgliedschaft in der Energiegenossenschaft UEW eG tun! Jedem Bürger, der in Wadersloh wohnt oder arbeitet, steht die Mitgliedschaft in der Genossenschaft offen. Dabei sind alle Mitglieder gleichzeitig Eigentümer und Kunden: Durch eine Einlage zwischen 500 und 15.000 Euro bringen die Mitglieder das Kapital in die Genossenschaft ein, das in den Klimaschutz und den Ausbau der Erneuerbare Energien investiert wird. Gleichzeitig wird damit aber auch eine Rendite erwirtschaftet, die an die Mitglieder wieder ausgezahlt wird. So bietet die Genossenschaft nicht nur eine Teilhabe bei der Gestaltung von gemeinwohlorientierten Werten und Vorhaben, sondern auch eine aus eigener Kraft erwirtschaftete Förderung der Mitglieder.

„Die Projekte der UEW eG sind überall in Wadersloh zu sehen: Bisher wurden 18 Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden errichtet, z.B. auf dem Rathausdach, auf den Schulen und auf den Turnhallen der Gemeinde. Außerdem ist die UEW eG an den beiden 3MW-Windkraftanlagen am Schmiesbach in Diestedde beteiligt. Allein in den letzten beiden Jahren wurden mit den Anlagen der UEW eG über 30 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugt und so ca. 20.000 Tonnen CO2 eingespart“, zieht Bürgermeister Christian Thegelkamp, Gründungsmitglied und langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der UEW eG, eine Zwischenbilanz der nachhaltigen Arbeit der UEW.

Elektromobilität nimmt in Wadersloh weiter Fahrt auf

Ein Schwerpunkt der Genossenschaft liegt auch auf der Elektromobilität: Im Jahr 2013 wurde die erste öffentliche Ladestation für Elektroautos zusammen mit einem Photovoltaik-Carport am Rathaus errichtet. In diesem Jahr sind zusätzlich zwei größere Ladestationen als „Solar-Chargeports“ am Ortseingang Diestedde neben der Bahn und in Liesborn vor dem Schützen- und DRK-Heim errichtet worden. Die neuen Ladestationen verfügen unter anderem auch über 50 kW Schnell-Ladesäulen, die ein deutlich schnelleres und damit Laden von Elektrofahrzeugen ermöglichen als z.B. heimische Wallboxen. Auch bei den neuen Ladestationen wird der wichtige Bogen zwischen Elektromobilität und Erneuerbaren Energien geschlagen: Eine Teil-Versorgung der Ladestationen erfolgt über eigene 10 kWp Photovoltaik-Carports und eine 20 kWp Aufdach-Anlage auf dem Schützenheim, der restliche Strom wird als Ökostrom eingekauft. Dabei wird ein besonders nachhaltiges Nutzerverhalten auch durch die Tarifgestaltung gefördert: Während der normale Ladevorgang mit 36 Cent/kWh und das Schnellladen mit 49 Cent/kWh abgerechnet werden, wird bei Sonnenschein nach Verfügbarkeit ein Sondertarif von 30 Cent/kWh angeboten. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch eines Elektroautos fährt man damit nicht nur wesentlich klimafreundlicher, sondern auch günstiger als mit Verbrennerfahrzeugen.

Quelle: „Mein Wadersloh“

Weiterführenden Infos zum Thema Energiesparen

Tipps zum Energiesparen von der NKN AG Energie:
https://www.wadersloh.de/klimaschutz-und-umwelt/nuetzliche-informationen

Angebote zur Energieberatung bei der Verbraucherzentrale NRW:
https://www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/warendorf-energieberatung

Solarkataster beim Energieatlas NRW:
https://www.energieatlas.nrw.de/site/karte_solarkataster